Bei mir ist momentan alles außer Kontrolle, denn Liebe macht blind. Ich weiß nicht mehr vor und ich weiß nicht mehr zurück. Mein Herz schlägt schnell, wenn ich Anton auf dem Parkplatz vor dem Baumarkt sehe. Er ist regelmäßig hier, denn so wie ich, arbeitet er nach der Schule als Aushilfe. Gelegentlich treffen wir uns im Laden. Doch das kommt in letzter Zeit sehr selten vor. Seit einiger Zeit ist alles außer Kontrolle. Er geht mir aus dem Weg, weil ich einen dummen Fehler begangen habe. Dabei war ich mir meiner Handlung nicht bewusst. Es fing eigentlich alles beim Geburtstag meiner besten Freundin an. Diese feiert jedes Jahr eine riesen Fete. Ich bin natürlich immer eingeladen, doch in diesem Jahr veränderte sich etwas. Ich lernte Anton kennen. Einen Jungen aus meiner Schule. Wir unterhielten uns prächtig. Schnell lernten wir uns kennen. Anton war anders als die üblichen Teen-Jungs, die wir sonst auf der Schule hatten.
Er war gebildet und hatte einen gewissen Humor, der mir gefiel. Außerdem schaute er mich nicht an wie ein kleines hässliches Entlein. Es folgten schnell intensivere Gespräche, heimliche Treffen und der erste Kuss. Wenn ich heute an diesen Moment zurückdenke, dann wird mir immer noch heiß und kalt. Anton war ein hervorragender Küsser. Man sagt ja immer, Liebe macht blind. Ich kann das nach den wenigen Wochen mit Anton nur befürworten. Ich war wirklich blind und hatte nur noch Augen für ihn. Mir waren sogar die Lästereien in der Schule egal, denn Anton zeigte sich mit mir offen und ohne Hemmungen. Lange Zeit hatte ich vermutet, er würde sich wegen mir schämen, denn ich war nicht das beliebteste Mädchen der Schule. Viel mehr die Außenseiterin. Das hässliche Entlein oder die graue Maus. Anton störte das wenig. Obwohl er durch meine Anwesenheit und durch die Zuneigung zu mir seinen Status an unserer Schule verlor. Niemand verstand, wie ein so gutaussehender Junge mit einem Mädchen wie mir Zusammensein wollte. Anton interessierte das nicht. Mich hingegen nahm die Eifersucht ein. Hinter jedem Mädchen, hinter jedem Lächeln sah ich eine potenzielle Bedrohung. Meine Gefühle gerieten außer Kontrolle.
Leidenschaft im Liebesspiel prangte auf den PC von Anton. Ich war nur kurz gegen die Maus gekommen und schon aktivierte sich der Monitor. Pornhub Tube zeigte sich als Seitenname. Ich war geschockt und machte den Monitor rasant aus. Doch der Titel „Leidenschaft im Liebesspiel“ ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich wusste nun, was Anton sich wünschte. Doch war ich bereit ihm das zu geben? Meine Eifersucht, mit der ich bereits seit Wochen kämpfte, nagte wieder an mir. Mein Unterbewusstsein schaltet sich ein: „Er wird sich eine andere suchen. Du bist ihm eh zu unattraktiv. Wahrscheinlich warst du nur eine dumme Wette.“ Meine Gedanken überschlugen sich und immer wieder kamen mir die Worte vor Augen „Leidenschaft im Liebesspiel“. Ich versuchte mich zu beruhigen.
Doch als Anton erneut ins Zimmer kam und sich zu mir setzte, prasselte alles aus mir heraus. Ich warf ihm unglaublich gemeine Worte an den Kopf. Beschimpfte den armen Kerl, obwohl er wahrscheinlich nicht einmal wusste warum. Mir fiel es sehr schwer mich zu beherrschen. Ich fühlte mich verletzt, ohne zu wissen warum. Der Streit war die letzte Begegnung mit Anton. Er ging mir aus dem Weg und ich versuchte mir die Verletzlichkeit nicht anmerken zu lassen. Natürlich sprach die ganze Schule über uns. Sie alle lästern, was mir den Aufenthalt in der Schule noch schwerer machte. Ich verkroch mich in mein Schneckenhaus und kam nur selten heraus. Beide sprachen wir kein Wort miteinander. Anrufe von Anton nahm ich nicht an. Die Blöße im Unrecht zu sein oder überreagiert zu haben, wollte ich mir nicht geben. Mich schmerzte der Gedanke an ihn. Jedes Mal wenn ich ihn sah, musste ich die Tränen herunterschlucken. Anton war meine erste Liebe. Ich war Blind vor Liebe und die Liebe machte mich Blind, aber mehr vor Eifersucht.
Auch an diesem Tag stiegen mir die Tränen in die Augen, als ich Anton auf dem Parkplatz sah. Er geht vermutlich zu seiner Schicht ins Lager. Er ist mir so nah und doch so fern. Ich versuchte mich zu beherrschen und schluckte die Tränen herunter. Ich war so dumm. Anton erblickte mich durch die Fensterscheibe nicht oder er wollte es nicht. Die Zeit verging. Monoton räumte ich die Regale ein. Kühle, weiche Hände berührten mich und verschlossen meine Augen. Ich schluckte. Was für ein dummer Scherz wohl jetzt kommt? Blind, schärfen sich meine anderen Sinne. Weiche Lippen berührten mein Ohr. „Verzeih mir bitte. Es war taktlos dich so auf meinen Wunsch zu stoßen, mit dir eine Liebesnacht voller Leidenschaft verbringen zu wollen. Ich hoffe du nimmst meine Entschuldigung an.“ Die heisere Stimme kannte ich, es war Anton, der mir sanft seine Entschuldigung ins Ohr hauchte. Meine Sicht kam zurück und ich drehte mich sanft um, um in seine strahlenden Augen zu blicken. Ich nickte zaghaft. Mein Nicken löste ein strahlendes Lächeln bei ihm aus und er legte seine Lippen sanft auf meine.